Ich war ja schon immer ein echter Tierfan. Deshalb habe ich auch in diesem Jahr eine Ganzjahresfutterstelle für unsere Gartenvögel eingerichtet und freue mich immer, wenn ich dort seltene Gäste entdecke wie Eichelhäher oder Baumläufer.
Als ich letztes Wochenende in Heidelberg auf einem Fortbildungsseminar war und in der Pause vor die Tür trat, um frische Luft zu schnappen, hörte ich ganz eigenartiges Gekrächze aus einem Baum. Neugierig versuchte ich, den Urheber ausfindig zu machen, und war sehr überrascht, als ich in den kahlen Ästen einen, nein, zwei, nein, ziemlich viele grasgrüne Vögel mit langen Schwänzen entdeckte! Wie sich herausstellte, handelte es sich um Sittiche, genauer gesagt um den Kleinen Alexandersittich oder auch Halsbandsittich (Psittacula krameri), die wohl irgendwann mal aus der Gefangenschaft geflohen sind und sich in Heidelberg offenbar pudelwohl fühlen. In den Bäumen vor dem Hauptbahnhof sitzen sie zu Dutzenden, wenn nicht zu Hunderten, und veranstalten ein Heidenspektakel, das habe ich auf der Rückreise selbst erleben können.
Kollegin Miriam war von dem Phänomen weniger überrascht als ich, weil es in Köln ebenfalls eine wilde Sittichpopulation gibt. Auch in Wiesbaden, Worms, Stuttgart und Hamburg leben Alexandersittiche. In einigen Nachbarländern (Niederlande, Belgien und Österreich) brüten sie ebenfalls, in Großbritannien sogar schon seit über 100 Jahren.
Wo kommen sie aber her und warum machen ihnen die kalten Winter nichts aus? Die erste Frage ist nicht mit Sicherheit zu beantworten; da sie ursprünglich aus Asien und Afrika stammen und keine Langstreckenflieger sind, geht man davon aus, dass es sich um Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen handelt. In ihrer eigentlichen Heimat erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet über verschiedene Klima- und Höhenzonen, deswegen wird es ihnen hier wohl auch im Winter nicht zu kalt.
Jedenfalls war es ein tolles Erlebnis, Sittiche mal in freier Wildbahn zu erleben. Wer noch mehr wissen will, findet hier weitere Informationen.
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