Der Begriff „Method Acting“ als Technik beim Schauspielern dürfte vielen geläufig sein. Der darstellende Mensch versetzt sich dabei in die Rolle, indem er sich auf besondere Weise hineinfühlt, bis er nicht mehr spielt, sondern ist. Beim Übersetzen ist das manchmal genauso.
Kein Wunder eigentlich, schließlich beschäftigt man sich dabei manchmal über Tage oder gar Wochen mit einem Thema, es füllt einem den ganzen Arbeitstag lang den Kopf, natürlich bleibt das nicht ohne Auswirkungen. Nach dem zweiten Buch über Aquarienfische schaffte ich mir ein Aquarium an. Nach dem Smoothie-Buch wurde endlich der Standmixer gekauft, mit dem ich schon lange geliebäugelt hatte. Als ich das Buch über Hühner übersetzte, sah der Liebste mich nachdenklich in den Garten starren und reagierte sofort mit einem: „Vergiss es!“
Es geht aber auch andersrum. Wenn ich mich für bestimmte Texte durch unterstützende Maßnahmen in Stimmung bringe, nenne ich das „Method Translating“. Manchmal mache ich das bewusst, manchmal ergibt es sich von außen, manchmal fällt es mir auch dabei erst auf. Beispiele gefällig? Bitte sehr, mein Twitter-Ich hat zum Glück ein Langzeitgedächtnis:
Übersetze Hühnertexte und höre im Hintergrund den Hahn krähen. Ja, mitten in der Stadt. #methodtranslating #xl8
— S. Schmidt-Wussow (@frenja) 15. August 2012
Bevor ich am Saftbuch weiterarbeite, erst mal Himbeeren und Pflaumen gekauft. #methodtranslating
— S. Schmidt-Wussow (@frenja) 16. August 2013
Dass ich beim Tauchbuchübersetzen nur das Noisli-Meeresrauschen anhaben kann, ist eh klar, ne? #methodtranslating #xl8
— S. Schmidt-Wussow (@frenja) 21. Mai 2015
übersetzt die Einleitung zu einem gesunden Kochbuch und macht sich erst mal einen Teller Gemüsesuppe warm. #methodtranslating #xl8
— S. Schmidt-Wussow (@frenja) 8. Dezember 2015
Allerdings hat die Methode auch Grenzen. Bei Medizintexten sollte man tunlichst einen gesunden geistigen Abstand einhalten und demnächst steht ein Buch über das Fortpflanzungsverhalten von Tieren an. Dazu fällt mir jetzt beim besten Willen auch nichts ein!
(212 Wörter)
diandralinnemann
23. Februar 2016 at 10:27
Mir schon – du brauchst dringend mehr Katzen! ^^
frenja
23. Februar 2016 at 11:37
Ha, das sieht mein Madamchen aber ganz anders!