Letzte Woche saß ich an der Übersetzung eines wundervollen Buchs über Bionik. In einem Kapitel ging es um Tardigrada, die im Deutschen auch den schönen Namen „Bärtierchen“ tragen, weil sie unter dem Mikroskop genau so aussehen. Höchst faszinierende Wesen im Übrigen, die sich monate-, ja jahrelang in einen todesähnlichen Zustand versetzen können, um nicht auszutrocknen. „Kryptobiose“ heißt das. Legt man sie in Wasser, wachen sie schwupps! wieder auf und gehen ihrer Wege, als sei nichts gewesen.
Jedenfalls können sich die kleinen Bärchen nicht nur selbst in den Stand-by-Modus versetzen, sondern auch schadlos die 1000-fache Röntgenstrahlung überstehen, die man einem Säugetier zumuten dürfte, und überleben sogar im Vakuum des Weltraums. Dazu gab es mal einen Versuch, in dem die Tierchen in den Orbit gebracht wurden. Als ich das jedoch recherchierte, konnte ich so gut wie nichts dazu finden, jedenfalls keine seriösen Quellen.
Sofort nahmen dubiose Verschwörungstheorien in meinem Kopf Gestalt an. War es vielleicht ein Geheimprojekt gewesen? Man spekuliert ja seither darüber, ob die Tardigrada nicht sowieso außerirdischen Ursprungs sind, da ja nun bewiesen ist, dass sie im All überleben können. Dürfen diese Informationen etwa nicht an die Öffentlichkeit? Was ist da los?
Und dann sah ich noch mal genauer hin und entdeckte, dass ich nach „Bärchentieren“ gesucht hatte statt nach „Bärtierchen“. Schade, doch keine Verschwörung aufgedeckt.
Übrigens hieß die Mission TARDIS („Tardigrades In Space“). Es muss so cool sein, bei der Arbeit ab und zu hochoffiziell den inneren Nerd von der Leine lassen zu dürfen! Wenn ich nicht eh schon den besten Beruf der Welt hätte, wäre ich fast neidisch.
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